Erweitertes Therapieangebot bei chronischen Schmerzen

Etwa 23 Millionen Menschen deutschlandweit leiden unter chronischen Schmerzen. Ihr Leidensdruck ist häufig sehr groß, denn der andauernde Schmerz beeinflusst fast alle Lebensbereiche. 2, 2 Millionen sind so stark betroffen, dass sie körperlich beeinträchtigt und dadurch weniger aktiv sind, unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu depressiven Verstimmungen leiden. In der Konsequenz ziehen sie sich aus dem Sozialleben zurück, manche können ihren Beruf nicht mehr ausüben.

Gute Therapie braucht Individualität und Zeit

„Die meisten Schmerzpatienten werden ambulant behandelt. In der Regel reihen sich dabei Maßnahmen wie Physiotherapie, psychologische Betreuung und die medikamentöse Behandlung aneinander, ohne dass diese aufeinander abgestimmt sind. Dadurch können die Möglichkeiten der Therapie nicht voll ausgeschöpft werden und der Leidensweg der Patienten geht immer weiter. Genau da setzen wir mit der stationären multimodalen Schmerztherapie an “, erklärt Oberärztin Dr. med. Franziska Hannawald, die Leiterin des neu entstandenen Fachbereiches.

Zur Klinik für interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie

Die schmerztherapeutische Behandlung am Krankenhaus St. Joseph-Stift ist mit einem 16-tägigen stationären Aufenthalt verbunden. Dieser vergleichsweise lange Zeitraum ist notwendig, um den gewünschten Therapieeffekt mit einer dauerhaften Verhaltensänderung zu erreichen. Derzeit können vier Patienten aufgenommen werden, ab Januar 2023 wird das Angebot auf acht Personen erweitert.

Inhalte des Therapiekonzeptes

Das Therapiekonzept ist umfangreich und beinhaltet folgende Behandlungsmethoden:

  • Vermittlung eines bio-psycho-sozialen Schmerzmodells
  • Aktivierende Trainingsverfahren aus Physio- und Ergotherapie
  • Erlernen von Schmerzbewältigungstechniken
  • Anwenden von Entspannungsverfahren
  • Optimierte medikamentöse Therapie
  • Regulationsmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur, Kneipp, Injektionen
  • Achtsamkeitstraining
  • Anwenden digitaler Gesundheits-Apps

Interdisziplinäre Diagnostik und ganzheitliche Behandlung

Wie läuft die Behandlung ab? Im ersten Schritt erfolgt eine gründliche, umfassende Diagnostik, bei der die Patientin oder der Patient in seiner Gesamtheit aus körperlichen und seelischen Aspekten betrachtet wird. Gemeinsam mit dem Patienten wird dann ein realistisches Therapieziel formuliert.

Auf dieser Grundlage entwickelt ein Team von Spezialisten aus unterschiedlichen Fachbereichen ein individuell passendes Behandlungskonzept. „Hier fließt die Expertise von schmerztherapeutischen Fachärzten, Pflegekräften wie auch Psycho-, Physio-, Ergo- und Musiktherapeuten ein. Außerdem sind Kollegen aus den orthopädischen, geriatrischen und neurologischen Fachgebieten eingebunden“, erläutert Frau Dr. Hannawald. Während des Behandlungszeitraums wird der Therapiefortschritt regelmäßig überprüft und der Therapieplan bei Bedarf angepasst.

Damit der Transfer in den Alltag nach dem Aufenthalt in der Klinik gelingt und die wiederhergestellte körperliche Funktionalität und Beweglichkeit langfristig anhält, bekommen die Patienten Hilfsmittel an die Hand, mit denen sie erlernte Übungen zu Hause weiterführen können.