Geburtsvorbereitung international

Anke Matthischke ist Hebamme und pflegerische Bereichsleiterin der Geburtshilfe am Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden. Die englischsprachigen Geburtsvorbereitungskurse sind auf ihre Initiative entstanden und sie selber betreute bislang jeden der jeweils zweitägigen Kurse – mit großer Resonanz und persönlichem Feedback der Teilnehmenden. Dabei sind wir derzeit die einzige Geburtsklinik im Raum Dresden, die Kurse in englischer Sprache anbietet.

Hier gibt Anke Matthischke einen Einblick in das Kursgeschehen und die besonderen Herausforderungen der Geburtshilfe in fremder Sprache.

Design-Welle
Diesen Kurs anzubieten, war eine der besten Entscheidungen. Nicht nur, dass er mir unendlich Freude bringt und auch ich viel lernen darf; besonders ist, wie nah wir uns hier trotz unterschiedlicher Herkunft und Kultur kommen.Anke Matthischke, Hebamme und pflegerische Bereichsleitung der Geburtshilfe

An wen richten sich die englischsprachigen Kurse und wie viele Plätze gibt es?

„In jedem Kurs haben zehn werdende Mütter plus zehn Begleitpersonen Platz, er findet derzeit vier- bis sechsmal im Jahr statt. Aktuell ist der Kurs immer ausgebucht, so dass ich an einer Erweiterung arbeite. Wie unsere anderen Geburtsvorbereitungskurse richtet er sich an alle werdenden Eltern, unabhängig davon, ihr wievieltes Kind es ist und ob sie im St. Joseph-Stift entbinden werden oder woanders – beispielsweise auch außerklinisch. Ziel ist, dass die werdenden Eltern mehr über die Geburtshilfe in Deutschland erfahren und Wissen darüber aufbauen können, was bei uns Standard ist, um Ängste abzubauen. Die Kosten für den Kurs werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.“

Woher kommen die Teilnehmenden?

„In den bisherigen Kursen seit September letzten Jahres waren Nationalitäten aller Kontinente vertreten – mit Ausnahme Ozeaniens. Wir haben beispielsweise Teilnehmende aus Mexiko, Marokko, Großbritannien, Indien, Venezuela, Türkei, Serbien, Spanien, Italien. Bei den Paaren ist immer mal auch einer der Partner aus Deutschland.“

Welche Inhalte vermittelt der zweitägige Kurs?

„Die Themen drehen sich rund um die letzten sechs Wochen der Schwangerschaft über die Geburt bis zum Wochenbett. Wir sprechen über die Untersuchungen, die jetzt noch anstehen und warum. Es geht um den richtigen Zeitpunkt, zu dem man in die Klinik fährt, wenn es losgeht, und wie man am besten dahin kommt. Und es geht ebenso um mögliche Komplikationen und zum Beispiel das Verfahren bei Notfällen hier in Deutschland. Zu allen diesen Informationen gibt es von mir Insider-Infos, Tipps und Tricks aus der Praxis – wie in den anderen Vorbereitungskursen auch.“

Und gibt es auch etwas, worin sich der englischsprachige Kurs unterscheidet?

„Was den Kurs jedesmal besonders macht, ist die Situation an sich: Wie wir als Teilnehmende und Kursleiterin trotz unterschiedlicher Herkunft und Kultur bei diesem Thema so nah zusammenkommen können. Wenn wir uns dann austauschen und vernetzen, Ängste teilen und sehr offen über alles sprechen, stellen wir oft fest, dass in Bezug auf die Geburt viele Gedanken und Ansätze gleich sind, die geburtshilfliche Praxis in anderen Ländern aber sehr stark voneinander abweicht. Manche Gedanken und Vorstellungen müssen deshalb zu Beginn erst einmal 'gerade gerückt' werden.“

Wie ist die Idee zu den englischsprachigen Kursen entstanden?

„Bereits während meiner Ausbildung hier im St. Joseph-Stift ist mir aufgefallen, dass ein englischsprachiger Kurs sehr wertvoll wäre: Es gibt immer wieder viele Paare, die wir schwer erreichen können, weil sie als Geflüchtete z.B. kein Deutsch oder wenig Englisch sprechen. Ich möchte die Chance nutzen, die Paare zu empowern, zu denen wir über Englisch Zugang finden. Damit kann ich auch meine Kolleginnen entlasten, denen die englische Fachsprache vielleicht nicht so leicht fällt. Denn wenn man in Notsituationen in der Klinik erst einmal die deutschen Gegebenheiten erklären muss und dann noch eine Sprachbarriere hat, ist das nicht ideal. Besser ist es, wenn die Basics schon aus dem Kurs bekannt sind: Das baut Ängste ab und die Paare können selber Verantwortung übernehmen und für ihre Wünsche während der Geburt einstehen. "

Und wie gut müssen die Englisch-Kenntnisse sein – auf beiden Seiten?

„Vor meiner Berufung zur Hebamme habe ich ein Masterstudium absolviert und im Bereich PR und Personalwesen häufig mit internationalen Kunden und Firmen zusammengearbeitet. Mein Englisch ist nicht tadellos, aber ich scheue mich nicht vor Patzern und genieße den Austausch in diesen vielfältigen Gruppen, die übrigens nur in den seltensten Fällen selbst englische Muttersprachler sind. Wir alle nehmen so manche sprachliche Unzulänglichkeit immer leicht und mit Humor.

Diesen Kurs anzubieten war eine der besten Entscheidungen. Nicht nur, dass er mir unendlich Freude bringt und auch ich viel lernen darf – es ist ein Privileg, wenn solch tiefgehende Dankbarkeit auf einen einströmt. Die Paare sind liebevoll, neugierig, engagiert und ich freue mich sehr, dass wir ihnen im St. Joseph-Stift damit die gleichen Möglichkeiten der Geburtsvorbereitung anbieten können.“

Geburtsvorbereitung in englischer Sprache – Termine und Anmeldung

Weitere englischsprachige Vorbereitungskurse finden im Juli, September und Dezember statt.

Sie kennen jemanden, für den der Kurs in Frage kommt? Empfehlen Sie gern unsere Seite zur Kontaktaufnahme:

Termine und Anmeldung